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[ lüstige Geschichten aus dem Leben von Aussiedlern]
 
Bajga de France

"Bajga", sagte Maria Elbermann, "Alaman Bajga", als sie zum ersten mal Tour de France im Fernsehen sah.

Für Maria, die in einem deutsch-kasachischen Dorf aufgewachsen ist, war dieses Fahrradrennen nur eine andere Form des populären Reitspieles, das vor allem bei Heirat- und Gedenkfeiern der Kasachen stattfand. Die Räder ersetzten Pferde und Jungen, die beim Reiten ein weißes Hemd und ein rotes Kopftuch getragen haben, wurden jetzt in die bunten Mannschaftstrikots verpackt. Insofern war es für Maria auch selbstverständlich, dass eine der führenden Figuren bei der Tour in Petropawlowsk geboren wurde und ein Türkistrikot in nationalen kasachischen Farben hatte.

Wenn Bajga in Marias Sowchose veranstaltet wurde, fieberten alle nach dem Sieg von Bulat, dem schnellsten Reiter im ganzen Dorf. Als Bulat noch ganz jung war, hat er es einmal geschafft, der erste zu sein. In allen Jahren nach diesem Sieg konnte er aber nur als zweiter ins Ziel nach Ermek, dem Jungen aus dem Nachbardorf, kommen. "Менiн тулпарым жаксы шабады, бiрак мен Ермекпен калгым келдi", pflegte Bulat immer zu sagen, wenn jemand ihn fragte, was nun diesmal nicht stimmte.

Maria wüsste auch eine zeitgemäße Übersetzung von diesem Satz. Es könnte so heißen: "Meine Beine waren gut, ich bin aber bei Lance geblieben".




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